Das Sanatorium in Schonstett – Caritas Haus Schonstett

Die Ortskrankenkasse München III suchte für das kaufmännische Personal am Ende des 19. Jahrhunderts nach geeigneten Häusern und Räumlichkeiten, um den erholungsbedürftigen Kranken Erholung durch einen Landaufenthalt zu ermöglichen.
Der Kassenvorstand entschloss sich deshalb, und zwar mit Rücksicht auf die vorhandenen bescheidenen Mittel, vorerst ein solches für weibliche Kranke zu erwerben.
Durch Kaufvertrag vom 23. November 1893 konnte man das ehemalige Schloss Schonstett um den Preis von 15.000 Mark erwerben.
Zum Schlossgut gehörte damals zwei Ökonomiegebäude, südlich und nördlich der Schlossfront, sowie ein Gemüse- Obst- und Grasgarten im Gesamtausmaß von 5 Tagwerk und 81 Dezimalen. Dies entspricht heute einer Fläche von 19.796 qm.
Durch kleinere bauliche Maßnahmen wurde das Schlossgebäude zweckentsprechend instand gesetzt und mit geeignetem Inventar versehen.
Ostern 1893 erfolgte die Eröffnung der Anstalt, in der anfänglich nur weibliche Rekonvaleszenten, Bleichsüchtige und Nervenkranke Aufnahme fanden.
Der Wirtschaftsbetrieb wurde seit der Eröffnung des Sanatoriums im Jahre 1893 von Ordensschwestern, den armen Franziskanerinnen aus dem Mutterhause Mallersdorf, durchgeführt.

Um weitere Patienten in Schonstett unterzubringen und dem steigenden Bedürfnis nach Sanatoriumsbehandlungen Rechnung tragen zu können, nahm der Kassenvorstand Ende 1899 einen Neubau in Planung. Dieser wurde in den Jahren 1900 und 1901 an der Stelle des südlichen Ökonomiegebäudes ausgeführt.
Gleichzeitig wurde eine neue Wasserleitung mit einer Wasserreserve gebaut, sowie eine Kanalisation gebaut. Der Gemüsegarten wurde neu angelegt und der Grasgarten in einen Park mit Obstanlagen umgestaltet. Für den Sanatorium Neubau mit Wasserleitung und Kanalisation wurden insgesamt 180.702 Mark ausgegeben.

Umwandlung zum Fachkrankenhaus

Im Jahr 1904 ging das Sanatorium Schonstett auf die zentralisierte Ortskrankenkasse für München über.
Noch im selben Jahr wurde das Sanatorium zu einer Lungenheilstätte für weibliche Tuberkulöse eingerichtet, es musste mit Einrichtungen versehen werden die zur Vollständigkeit einer Lungenheilstätte gehörten. Der Umbau des nördlichen Ökonomiegebäudes sowie der Bau einer großen Liegehalle gegen Süden waren notwendig.
1906 entstand eine Liegehalle im alten Schlosspark, geplant und gebaut durch Georg Leib, einem Zimmermeister aus München. Sie reichte vom Eingangsbereich zum Schlosspark 60 Meter weit nach Nordwesten bis zur Grundstücksgrenze des Pfarrhofs.
Das Liegen in frischer, guter Luft gehörte mit zu einer wirksamen Therapie.
Die Leitung der Anstalt und die Behandlung der Pfleglinge hatte ab 1904 ein Oberarzt, dem ein Assistenzarzt beigestellt war. Vor 1904 wurde der ärztliche Dienst von einem praktischen Arzt der Umgebung versehen.
Als Oberärzte waren tätig: Dr. Schweitzer 1904, Dr. Ludwig Schießler ab 1905 und Dr. Georg Schreckenbach ab 1908.
Das Sanatorium Schonstett wurde jeweils Anfang April eröffnet und Mitte November geschlossen. Die beiden Anstaltsärzte waren in den Wintermonaten als Vertrauensärzte der Kasse tätig. Der Kassenvorstand beschloss dann ab Winter 1926/27 auch in Schonstett den Winterbetrieb durchzuführen.

Um den Sanatoriumspark zu vergrößern, kaufte man 1918 im südlichen Bereich ein Grundstück mit einer Größe von 1 Tagwerk und 38 Dezimalen, das entsprach ca. 4.702 qm.
Um letztlich den fehlenden Wohnraum für den Oberarzt zu bekommen, entschloss man sich außerhalb der Anstalt eine Immobilie zu erwerben. Am 21. Februar 1921 kaufte die AOK München das sogenannte „Friesingerhaus“, ein Ökonomiegebäude an der Hauptstrasse in Schonstett. Das Objekt bestand aus einem Wohnhaus mit Stall (für 11 Stück Vieh), Stadel und Remise. Der 1. Stock des Hauses wurde zur Wohnung für den Oberarzt umgebaut, im Erdgeschoss befanden sich die Wohnräume für den Ökonomiebaumeister und zwei Dienstboten. Man entschloss sich aus Gründen von Milchknappheit den Ökonomiebetrieb weiterzuführen.
Da nur kleine Waldbestände zum Sanatorium gehörten, kaufte die Kasse am 30. Oktober 1924 um 40. 000 Mark einen Wald im Ausmaß von 56 Tagwerk und 29 Dezimalen dazu, damit konnte man einen guten Teil des eigenen Holzbedarfes decken.

Die Anstalt bestand im Jahr 1902 aus dem alten Sanatorium (Schlossbau), dem neuen Sanatorium (Hauptbau und Anbau) und dem Wirtschaftsgebäude. Die Krankenzimmer waren insgesamt mit 105 Betten belegt. Beheizt wurde das alte Sanatorium und das Wirtschaftsgebäude durch Öfen, das neue Sanatorium mittels einer Niederdruck-Dampfheizung.

Die Behandlung der Lungentuberkulose wurde nach den bewährten Grundsätzen der hygienisch-diätetischen Methode durchgeführt. Dazu kamen in geeigneten Fällen noch die Tuberculinbehandlung (ab 1913), Licht- und Sonnenbäder (ab 1918) und die Bestrahlung mit künstlicher Höhensonne (ab 1920). Ab 1921 stand den Ärzten auch ein Heliodor-Röntgenapparat der Veisatwerke München für diagnostische Zwecke zur Verfügung.
Die Behandlungsmethoden zeigten in all diesen Jahren günstige Ergebnisse, unterstützt durch eine gute reichliche Kost aus der Anstaltsküche.

Umwandlung zur Lungenheilstätte:

Am 27.06.1936 übernahm die Landesversicherungsanstalt in München das Sanatorium in Schonstett. In diesen Jahren erfolgte eine Reihe von Baumaßnahmen, die von Franz Spiel, Maurermeister von Schonstett und der Firma Mayer aus Griesstätt ausgeführt wurden. Die Erweiterungen der Heilstätte betrafen die beiden seitlichen Anbauten mit der Aufstockung über der Küche sowie die Wäscherei am Pfortenbau.
Dr. Longard, der bereits Arzt bei der LVA in Kirchseeon war, übernahm 1936 die Chefarztstelle. Unter seiner Regie waren weitere Fachärzte tätig, so ein Dr. Chomen aus der Ukraine, Dr. Hönigschmied und Dr. Geldner. Noch vor dem 2. Weltkrieg wurde ein OP-Raum ausgebaut, um große Thoraxoperationen durchzuführen. Zu diesen sehr schwierigen Operationen kam häufig Prof. Dr. Scheicher aus München. Er führte unter anderem Lungenteilresektionen durch und wagte sich an halbseitige Pneumothoraxe zur Ruhigstellung einer Lungenseite. Damit konnte man in einigen Fällen die Heilung fördern. Auch ein Dr. Guhr aus Halfing war kurzzeitig Assistenzarzt in der Heilstätte. Neben dem OP gab es vor einen Röntgenraum sowie ein mikrobiologisches Labor. Es gab natürlich auch einige Sterbefälle. Meistens aber konnten die Sterbenden noch zu ihren Heimatorten zurückbefördert werden. Auf dem Schonstetter Friedhof gab es nur 4 bis 5 Gräber von Lungenkranken.
Dr. Geldner war sehr sportbegeistert und machte regelmäßig Dauerläufe, unter anderem nach Windering. Auch begeisterte er sich für den Badesport und förderte das Baden im Wirtsweiher. Unter ihm lernten viele junge Schonstetter das Schwimmen. Die damalige Wirtin Frau Heitmayer ließ sich zu diesem Zweck sogar eine eigene Badehütte erbauen um ungesehen ins Bad steigen zu können. Auch Skifahren vom Irlinger Berg gehörte zu den sportlichen Aktivitäten von Dr. Geldner. Da kam ihm die Skifabrikation von Hubert Betzl gerade recht. Dieser fertigte Ski im Großauftrag, selbst für die Deutsche Wehrmacht.
Um 1970 ging die Zeit der Lungenheilstätte zu Ende. Die Mallersdorfer Schwestern wurden abgezogen, auch weil der Nachwuchs fehlte. Die LVA konzentrierte ihre Tuberkulosefälle in Gauting bei München und die Lungenheilstätte Schonstett stand zum Verkauf.

Von der Lungenheilstätte zum Behindertenheim, das Caritas Haus Schonstett

1971 erwarb der Caritasverband der Erzdiözese München und Freising die gesamte Anlage und brachte Menschen mit Mehrfachbehinderung unter. Einige Umbaumaßnahmen und Modernisierungen haben eine zeitgemäße Einrichtung entstehen lassen, dazu kommt, dass das Heim der größte Arbeitgeber in der Gemeinde Schonstett wurde. Das Haus hat in der Zeit viele namhafte Besucher aus der Politik und dem öffentlichen Leben empfangen, darunter besonders zu erwähnen 1980 Kardinal Josef Ratzinger, den späteren Papst Benedikt XVI.
Heute ist das Caritas Haus ein Wohnangebot zur Lebensbegleitung, Betreuung, Förderung und Pflege für erwachsene Menschen mit körperlichen und mehrfachen Behinderungen.
Im Ort ist die Einrichtung mit ihren Bewohnerinnen und Bewohnern, ein selbstverständlicher Teil des öffentlichen Lebens und seit Jahren Beispiel gelebter Inklusion im ländlichen Raum. Viele Veranstaltungen der Gemeinde Schonstett (z.B. Pfarrgemeindefest oder Christkindlmarkt) finden auf dem Gelände der Einrichtung statt.

Sebastian Riepertinger, Gemeindearchiv Schonstett.

 

Bau des Sanatoriums Schonstett

 

Der Bau des Sanatoriums Schonstett wurde 1901 von der Münchner Baufirma Lorenz Krieg durchgeführt, die Zimmerarbeiten führte der Endorfer Zimmermeister Joseph Obermaier durch.

 

 

Bauplan der Firma Lorenz Krieg

 

Bauplan der Firma Lorenz Krieg aus München zum Bau des Schonstetter Sanatoriums. Quelle: StAM-Bpl.WB-1900-115-3-Schonstett.

 

 

 

Sanatoriums-Kapelle 1910

 

 

Sanatoriums-Kapelle 1910.
Foto: Michael Obergassner, königl. bayer. Hoflieferant, Photographisches Atelier München.

 

 

Förderhinweise Ortsgeschichte

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