Ein schriftlicher Beleg zur Bezeichnung des ältesten Bildstockes in Schonstett stammt aus dem Jahr 1805. Es ist eine Einkunfts-Specification (=Angabe) für den Kooperator von Schonstett, die eine Beschreibung der Ackerflächen aus der Zeit von 1717 darstellt, deren Überlassung durch die Unterschrift der damaligen Äbtissin Irmingard II. von Scharfstedt des Klosters Frauenchiemsee bestätigt wurde. Zitat: „Im aussern Feld gegen Gunzenham ist das erste herinnerhalb der steinern Marterseill und raichet vom Bründl über die Strassen bis an den Ganssteig“. Eine Martersäule zeigt in den 3 – 4 Nischen des Aufsatzes Szenen aus der Leidensgeschichte Jesu.
Das Dokument wurde unterzeichnet von dem damaligen Hofmarks-Verwalter Josef Buchberger, der sich genauso gut wie der Kooperator Johann Marsmann mit der Bezeichnung von „Markierungspunkten“ auf der Schonstetter Flur auskannte.
Die Grenzbeschreibung von 1603 der Hofmark Schonstett bezeichnet die süd-östliche Grenze mit dem Hinweis „gegen Gunzenham auf dem äußersten Rain“, wo an der Strasse diese Hofmarksäule, angrenzend an der „Schrankwiese“ stand, „Schrank“ bedeutete Grenze. Sie bekam durch den späteren Aufsatz der Laterne ihre heutige Form, wobei „Kunststein„ verwendet wurde.
Zum Bichlerhof Hs.No.50 in Schonstett, im Ort „Pichler an der Achen“ genannt, gehörte das Grundstück Plan Nr. 212 „Steinmarterland“, ein Acker mit der Größe von einem Tagwerk. Im Kataster von 1857 wurde für diese Gemarkung auch der Name „Steinmarter“ benutzt.
Im Vermessungsplan von 1855 wurde das kartographische Symbol für Bild- Martersäule verwen-det und der vorher genannte Standort bestätigt. Zu dieser Zeit hat es noch eine zweite Martersäule gegeben. An der linken Straßenseite am südlichen Ortsausgang von Helperting, auf Stürzlhamer Grund. Sie ist nicht mehr vorhanden, auch nicht im Bewusstsein von Einheimischen, sie ist mit der gleichen kartographischen Symbolik eingezeichnet.
Die Martersäule ist 3,20 m hoch und im Querschnitt leicht rechteckig bei einer Seitenlänge von ca. 22 x 28 cm. Im Sockelbereich sind die Steinkanten voll, während der Mittelteil abgefaste Kanten aufweist. Die aufgesetzte „Laterne“ hat auf allen Seiten vertiefte Bildfelder, die zur Darstellung der Leidensgeschichte auf bemalten Blech gedacht waren. Der ursprüngliche obere Abschluss in Zeltdachform mit einem Kreuz darauf ging bei der Umsetzung der Säule verloren. Um einen Ersatz der Abdeckung kümmerte sich der Schonstetter Bürger Anton Reiserer. Er sorgte dafür, dass diese 1987 vom Bayerwald-Granitwerk Kusser in Hauzenberg hergestellt und gestiftet wurde.
Der heutige Standort der Säule liegt an der RO 35 nach Vogtareuth. Sie musste beim Ausbau der Strasse 1987 um einige Meter versetzt werden, und steht heute am Köblgraben in Richtung Gunzenham.
Es gibt Schonstetter Bürger, die den Namen „Pestsäule“ für das Flurdenkmal verwenden. Historische Beweise, dass die Steinsäule etwas mit der Pest zu tun hatte, gibt es nicht. Der so genannte Pestfriedhof liegt nach geschichtlicher Überlieferung ein gutes Stück davon entfernt im Tiefenhölzl am Eglmoos, gegenüber dem Ortsteil Rieperting.
Im Ehaftbuch, in der Beschreibung der Hofmarkgrenzen von 1603, Zitat: „geht die Hofmark Schonstett gegen Frieberting auf die Linden“. Es wurden markante Bäume als Grenzpunkte beschrieben. Ebenso erklärt darin der Hofmarkrichter im Namen der Hofmarksherrschaft den Untertanen das Hofmarksrecht. Zum Beispiel: „Ist ein schädlicher Mann (Dieb, Verbrecher) in der Hofmark bei einer Tat erwischt und er das Leben verwirkt hat“, sollte dies dem Landrichter von Kling verkündet werden und der schädliche Mann mit dem Leib an die Linde bei Frieberting mit einem seidenen Faden angebunden werden, bis in die Schergen abholen. Die selbe Funktion hatte auch die steinerne Martersäule.
Ein Hinweis zur Namensgebung derartiger Säulen die auch als Grenzmarkierungen dienten ist in einem Briefprotokoll des Landgerichtes Kling beschrieben.
Dort wird 1722 über die neue Aufstellung einer sogenannten „Marter Säule“, welche am Wege zwischen dem Schonstetter und dem Zillhamer Feld stand, berichtet. Drei Bauern, Georg Riepertinger, Poschbauer und Johann und Georg Pierpaumb aus Frieberting trafen sich mit dem Höslwanger Amtmann Hanßen Eibl um über die Wiedererrichtung einer abgefaulten hölzernen Martersäule am Wegrand auf Friebertinger Grund, zu erörtern.
Hier war der Sinn der Marter Säule: „umb gleichwollen von denen vorbey pahsierenden ein so anderer Vatter Unser zu Höchster Ehr Gottes aufgeopfert werden mechte“.
Sebastian Riepertinger, Gemeindearchiv Schonstett.
Foto um 1960 „Stoanas Marterl“ an der ursprünglichen Stelle.
Quelle: Unbekannt
Quelle: Landesamt für Digitalisierung, Breitband und Vermessung, Ausschnitt-SO-00822-1855